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Weg mit Agnes-Miegel!

Aufgrund der aktuellen politischen Diskussionen im Rat der Stadt Oerlinghausen und der damit verbundenen Berichterstattung in der lokalen Presse zur Umbenennung (bzw. Nicht-Umbenennung) des Agnes-Miegel-Wegs hat die neu gegründete »Politgruppe« des KNUP folgenden Leserbrief veröffentlicht:

»Weg mit Agnes-Miegel!«

»Ich traue auf Gott und den Führer, nicht so kindlich und bequem, wie Viele es tun, sondern so, wie man als Deutscher und Ostgermane seinem Schicksal vertraut.« schrieb Miegel 1939. Nur ein Beispiel für die nationalsozialistische Gesinnung der NS-Dichterin.
Zehn Jahre nach einem ersten Anlauf beschäftigt sich nun der Rat der Stadt Oerlinghausen aufgrund eines Bürgerantrags erneut mit der Umbenennung des Agnes-Miegel-Wegs. Dass mit dem Straßennamen eine nationalsozialistische Heimatdichterin geehrt wird, sollte Grund genug sein, eben jener Straße einen neuen Namen zu geben.

Erstaunlicherweise fasst gerade die SPD das Thema mit Samthandschuhen an und spricht von einer »schwierigen Frage«. Vergebens erwartet man von den sozialdemokratischen Kräften einen ganz anderen Ton, insbesondere der eigenen Geschichte wegen. Aber: Die veraltete Idee eines Zusatzschildes wird wieder auf den Tisch gebracht, um zu erklären, dass es sich bei Miegel um eine NS-Stütze und Anhängerin der NS-Bewegung handelt. Im Ernst? Mit solch einer „Alibi-Lösung“ soll in Oerlinghausen so mit einem belasteten Straßennamen umgegangen werden? Bei CDU, FDP und der Initiative Oerlinghausen wurde das Thema »kontrovers diskutiert« – Ergebnis: man gibt sich unbeholfen. Einzig der Bürgermeister und die Grünen finden klare Worte, beweisen Haltung und lehnen den Straßennamen ab.

Gleichzeitig wurde von Anwohner:innen ein Antrag auf Nichtumbenennung eingereicht. Und dieser bekommt einen bitteren Beigeschmack: Dieser enthält Zitate der Agnes-Miegel-Gesellschaft, von einem damaligen AfD-Politiker. Doch auch so ist der Antrag auf Nichtumbenennung vollends indiskutabel – es werden ausschließlich wirtschaftliche Argumente genannt, die eins zu eins aus einem vor zehn Jahren bereits eingebrachten Antrag stammen. Es scheint den Antragstellenden hier nicht um eine Abgrenzung zu einer nationalsozialistischen Dichterin zu gehen, sondern um die eigene Bequemlichkeit.


Bereits bei der letzten Ratssitzung am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, hätten die bereits vor 10 Jahren im Rat vertretenen Parteien zeigen können, dass man in dieser langen Zeit dazu gelernt hat – vergebens. Dann aber jetzt! Der Stadtrat sollte am 3. März nun endlich die Chance nutzen und Expertenberichten sowie wissenschaftlichen Beiräten anderer Städte folgen und eine Änderung dieses untragbaren Straßennamens beschließen.


Politgruppe des KNUP – Soziokulturelles Zentrum Oerlinghausen e. V.
Detmolder Straße 102, Oerlinghausen
– Februar
2022 –

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