Geschichte

Diese Seite soll eine Übersicht über 45 Jahre Geschichte selbstverwalteter Jugend- und Kulturarbeit in Oerlinghausen geben. Die Auflistung kann natürlich nicht vollständig sein und wird immer weiter aktualisiert. Um dieses chronologisch möglichst übersichtlich zu gestalten, wurden Fünfjahres-Blöcke gewählt. (Stand: 08/2021)

Wenn etwas auffällt, etwas untergegangen ist oder alte Dokumente (Fotos & Schrift) auftauchen, bitte Kontakt aufnehmen: knup@knup.org – Das KNUP verfügt über ein umfangreiches Archiv, das stetig erweitert wird.

Eine ausführliche Dokumentation der JZO/KNUP-Geschichte ist geplant. Aufruf: Wenn an dieser Arbeit Interesse besteht, bitte ebenfalls Kontakt aufnehmen.

1976 – 1981

Große Unzufriedenheit über die fehlenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, war der Antrieb für eine Gruppe Jugendliche, sich 1976 zu einer Initiative zur Gründung eines selbstverwalteten Jugendzentrums zusammenzuschließen.

Angeregte Diskussionen gab es in Oerlinghausen bereits 1974/1975 zu einer Zeit der Jugendzentrumsbewegung. Diese beinhalteten Gespräche mit Politik und Kirche zu Möglichkeiten der offenen Jugendarbeit.

Am 3. Februar 1977 wurde der Verein Jugendzentrum Oerlinghausen e. V. im Hotel Gräber an der Robert-Koch-Straße gegründet und im Juni als gemeinnütziger Verein in das Vereinsregister eingetragen. An der Gründungsversammlung nahmen über 20 Jugendliche teil. Schnell wuchs der Verein auf über 60 Mitglieder.

Als erster Treffpunkt diente ein Raum zur Mitnutzung unter der Sporthalle der heutigen Heinz-Sielmann-Schule. Von Anfang an sollten Arbeitsgruppen, Seminare, Kneipe, Konzert- und Filmveranstaltungen zum Konzept des Jugendzentrums gehören.

Schnell waren die Räumlichkeiten für nur Tee trinken, unterhalten und spielen zu eng und man fand mit dem ehemaligen Loewe-Druck-Gebäude in der Hermannstraße 6 (heute 12) einen größeren Platz für Möglichkeiten in Selbstverwaltung. Das erste Obergeschoss wurde dem Verein vom Eigentümer überlassen. Stadt und Verwaltung zeigten sich allerdings von Anfang an unkooperativ. Die Räume wurden von den jungen Menschen mit Eigeninitiative hergerichtet und renoviert – dabei fielen hohe Renovierungskosten an. Zwei Büroräume wurden hergerichtet, die ehemalige Maschinenhalle zum Veranstaltungsraum umfunktioniert und das Ganze selbstfinanziert und unbeheizt. Nach all der Arbeit war der Grundstein für die offene Jugendarbeit in Oerlinghausen war gelegt.

Zum Programm gehörten schon bald Konzerte (z. B. mit »Salinos«, »Thunderbirds«) und Filmvorführungen. Von Beginn an positionierten sich die Parteien und brachten eine politische Diskussion auf die Tagesordnung. Mit der Stadt wurde ein Vertrag als Offener Träger der Jugendarbeit auf den Weg gebracht – 150 DM Zuschuss. 1978 stellte die Stadt eine Sozialpädagogin zur Betreuung von Jugendlichen ein – 20 Stunden für das JZ. Von Anfang an also zu wenig Zeit und schon bald mit Differenzen zur Hausversammlung eines Vereins der fortan das Arbeitgeberrecht ausübte und entsprechende Entscheidungen treffen musste.

Im Jahr 1979 wurde der Verein durch den Jugendwohlfahrtsausschuss des Kreis Lippe als freier Träger der offenen Jugendarbeit anerkannt. Dadurch konnten mehr öffentliche Zuschüsse erwartet werden. Filme, Partys, Konzerte, Podiumsdiskussionen, Kneipe, Kochen und Tage der Offenen Tür, mit der ganzen Organisation rundherum, gehörten zum Programm. Parallel dazu fachten die CDU und SPD immer wieder politische Diskussionen an, die die Räume in Frage stellen sollten. Ein Neubau für die Jugendarbeit wurde durch die Politik vorgeschlagen, fiel aber auf Grund der hohen Kosten und durch den öffentlichen Druck wieder unter den Tisch. Stattdessen folgten wieder Renovierungen in Eigeninitiative. Die Bühne wurde umgebaut, Räume umstrukturiert und mit einer Küche ausgestattet.

1981 – 1986

Durch eine Ölheizung konnte nun auch geheizt werden, 50 % der Energiekosten übernahm die Stadt.

Immer mehr Aktivitäten wie Theater, Puppenspiel, Malen und Werken oder Gruppen wie die Zeitungsgruppe und Frauengruppe gehörten zum Programm. Auch eine Band fand sich zusammen. Konzerte mit Bands wie »Hans-a-plast« und »Trio« brachten die Halle regelrecht zum Beben. Doch die Substanz des Hauses verdeutlichte immer mehr die nötige Sanierung. Die ermittelten Sanierungskosten wollte die Stadt allerdings nicht übernehmen, sodass die Politik nach Alternativen suchte. Die Stadt sah sich nicht in der Verantwortung. Die Schließung drohte und brachte rund 200 demonstrierende Jugendliche auf die Straße. Die entscheidende Ratssitzung wurde aufgrund des regen Zustroms abgebrochen, während Jugendliche Weihnachtslieder sangen und Wattebäuschen warfen.

Das JZO wurde anfänglich allein durch die FDP gestützt und erhielt nach dem Einzug von den Grünen in den Rat weitere Unterstützung. Beim Thema Sanierung allerdings, setzte man gegenüber der Jugendlichen auf Hinhaltetaktiken durch die politische Mehrheitsfraktion. Ein Beirat aus JZ, Rat und Verwaltung sollte die Zusammenarbeit verbessern. 1985 folgte eine vorübergehende Schließung des JZ´s, auf Grund baulicher Sicherheitsmängel, welche die Stadt eigens zu verantworten hatte. Gleichzeitig aber wurde öffentliche Jugendarbeit gefordert. Der Kreisjugendausschuss hielt die Räume für ungeeignet und sah den Verein inzwischen damit auch als überfordert an.

1986 – 1991

Im Jahr 1986 erfolgte die Einstellung eines Sozialarbeiters. Der Betrieb wurde mit Veranstaltungen und Kneipenbetrieb aufrecht gehalten. Zeitgleich rissen politische Diskussionen über Standort, Neubau oder Sanierung nicht ab.

Der »Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband« engagierte sich für den Jugendzentrumsverein und nach der Kommunalwahl galt der Standort als gesichert. 1987 folgten umfangreiche Renovierungen. Doch wie sich herausstellte, plante die SPD bereits im Hinterkämmerchen das JZ in das neu entstehende Bürgerzentrum (Bürgerhaus) in Form von »Jugendräumen« zu integrieren.

Die »Nachwux-Rockband-Festivals« waren Publikumsmagneten und boten lokalen Musiker:innen Auftrittsmöglichkeiten. Das Jahr 1988 galt als durchwachsendes Veranstaltungsjahr. Zu dieser Zeit beteiligte sich die Stadt mit rund 46.000 DM, der Kreis Lippe mit 14.000 DM – über die Hälfte waren hierbei Personalkosten. Auftritte von »Die Zwillinge und die Blechgang« wurden gefeiert und zu Konzerten mit »Fury in the Slaughterhouse« kamen 350 Besucher:innen, während »Rocko Schamoni« bei alkoholischen Getränken im Backstage auf Publikum wartete.

Eine Sanierung wurde unumgänglich und Pläne dazu von Stadt und Land wurden konkreter. Das Land stellte eine 80 prozentige Kostenübernahme, der mit 2,8 Millionen DM veranschlagten Sanierung, in Aussicht, sodass die Jugendlichen freudig warteten und einen Umzug vorbereiteten – die Zeit verstrich jedoch. Im Jahr 1990 wurde neben dem Sozialarbeiter eine Sozialpädagogin für Kinder- und Mädchenarbeit eingestellt, doch wie sich zeigte, war der Finanzrahmen für die Kinder- und Jugendarbeit von Anfang an unzureichend. Derweil wurden Pläne verlautet, dass das JZ im ersten Obergeschoss bleiben konnte und im Erdgeschoss ein Kinderhort Einzug erhalten sollte.

1991 – 1996

Endlich bahnte sich die langersehnte Sanierung der Hermannstraße 12 an, jedoch ließ der Beitragsbescheid vom Land, für den geplanten Baubeginn im Frühjahr 1992, auf sich warten.

So lange, dass die Stadt angeführt durch die SPD, sich nicht mehr bereit sah, den Anteil von 20 % der Sanierung zu übernehmen. Die Forderungen des Vereins waren klar: sofortige Sanierung, angemessene Finanzausstattung der offenen Jugendarbeit, akzeptable Übergangsräume für die Zeit der Sanierung. Diese Forderungen wurden mit einer Demonstration am 19.12.1991 noch einmal unmissverständlich in die Stadt getragen. Doch der Rat lehnte die Sanierung, mit den Stimmen der SPD und CDU (21:18), ab. Die Rede war von einem »Kuhhandel« der Parteien. Auch das Ergebnis zeigte, dass die SPD sich nicht Eins war. Wurden mit einem Schlag 15 Jahre selbstverwaltete Jugendarbeit zunichte gemacht?

Es folgten JZO-Aktionen in der Stadt, vor und im Rathaus. Die Jugendlichen kämpften so sehr um ihr JZ, dass bald Zugeständnisse von Parteien folgten und es hieß, dass unter Absprache von CDU und SPD die Angelegenheit über das Knie gebrochen wurde. Der Ratsbeschluss wurde rückgängig gemacht und es wurde an Einsparungsmöglichkeiten im Nutzungskonzept diskutiert. Es sollte keine endgültige Schließung des Jugendzentrums geben und eine Sanierung sollte nun folgen. Damit konnte sich der Verein nach einem 10-jährigen Kampf endlich durchsetzen. Der Plan war die Nutzung des Gebäudes aufzuteilen. Das 1. Obergeschoss sollte vom Jugendzentrumsverein und das Erdgeschoss vom Deutschen Roten Kreuz genutzt werden. Auch geplant war der Einzug der Volkshochschule. Insgesamt sollten in der 2-jährigen Bauphase die Bausubstanz saniert werden und eine Lüftungsanlage, Schallisolierung und ein Aufzug eingebaut werden. Auch die WC-Anlage sollte erneuert werden.

Als Übergangsräume sollten zwei Kellerräume in der Hauptstraße 32 (altes Amtsgericht) dem Jugendzentrum zur Verfügung stehen, die im September 1992 bezogen wurden. Jedoch war aufgrund der Größe die Raumsituation insbesondere für Veranstaltungen sehr angespannt. Gleichzeitig wurde die Stelle der Kinder- und Mädchenarbeit gestrichen und ein neuer Sozialarbeiter stand dem Jugendzentrum zur Verfügung. Doch von Anfang an offenbarten sich Differenzen zum Verein und seiner Selbstverwaltung. Die Situation rund um die Hauptstraße 32 erzeugte immer wieder schlechte, destruktive Stimmung, sodass die Nerven oft blank lagen. Was folgte war die Kündigung des Sozialarbeiters, der immer wieder die Selbstverwaltung zu bekämpfen versuchte – das Vertrauensverhältnis war elementar gestört.

Plötzlich wollte sich die SPD nicht mehr ausschließlich auf den Jugendzentrumsverein als Träger der offenen Jugendarbeit festlegen, einzig FDP und Bündnis ´90/Die Grünen standen hinter dem Verein. Auch das Kreisjugendamt brachte sich vermehrt in die Diskussion ein und schlug letztendlich die AWO als Träger vor. Der Jugendzentrumsverein machte Zugeständnisse und thematisierte strukturelle Veränderungen mit größtmöglichen Mitspracherecht. Zeitgleich unterstützte ein Förderverein die autonome Jugendarbeit. Kurz vor Fertigstellung der Hermannstraße 12 fiel im Dezember 1993 die Entscheidung, nicht wie ursprünglich dem JZO e. V., sondern der Arbeiterwohlfahrt die Trägerschaft und damit die Räume der Hermannstraße 12 zu übergeben. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband brachte sich ein und sprach für den Verein und erinnerte an die Abmachung sich nicht untereinander Trägerschaften streitig zu machen – doch leider vergebens.

Im Januar 1994 beschloss der Stadtrat mit absoluter Mehrheit durch SPD und CDU dem Verein die Trägerschaft für das Haus in der Hermannstraße zu entziehen und diese an die AWO abzugeben. Das Vertrauen der Jugendlichen in Politik und Verwaltung ging verloren. Ohnmacht, Wut und Aggression waren in der Stadt zu spüren. Im Mai 1994 demonstrierten rund 120 Jugendliche »Gegen den Rechtsruck«, denn das Ende der Autonomie war ein Zeichen für einen Rechtsruck in der Lokal-, Landes- und Bundespolitik. Gleichzeitig wurden die Räume der Hauptstraße 32 verkauft und nur noch der Vertrag zwischen Stadt und Verein, der für Räumlichkeiten bis Ende 1995 galt, war einziger Hoffnungsschimmer. Jedoch wurden dem Verein daraufhin baufällige Blechcontainer (»Pavillions«) unterhalb des Rathauses (heute Supermarkt Parkplatz) zur Verfügung gestellt. Trotz der maroden Zustände diente es 1,5 Jahre als Jugendzentrum mit Konzerten, Veranstaltungen und Thekenbetrieb.

Auf der einen Seite die baufälligen Pavillions auf der anderen Seite nun die AWO in frisch sanierten Räumen, sauber und geordnet mit zwei Sozialarbeitern. Sprüche wie »AWO verpiss dich« beschreiben die Stimmung. Anfang 1995 gab es bereits Überlegungen, nach dem Vertragsende mit der Stadt weiterhin Jugend- und Kulturarbeit zu leisten. Der Verein hatte zu der Zeit über 50 Mitglieder.

Die Suche nach einem für ein Jugendzentrum geeigneten Objekt begann.

1996 – 2001

Sich nicht kampflos auf die Straße setzen lassen hieß das Motto. Zwar sei man umzugswillig aber dieses innerhalb einer angemessenen Frist. Daher brachten die Jugendlichen eine Vertragsverlängerung mit der Stadt in die Diskussion.

Es folgten zähe Verhandlungen mit der »Deutschen Bahn AG« um das ehemalige Bahnhofsgebäude in Helpup. Diese scheiterten jedoch, da die Bahn das Gebäude nun doch lieber verkaufen, anstatt verpachten wollte. Im Januar ´96 demonstrierten wieder Jugendliche für den Erhalt der selbstverwalteten Jugendarbeit und gegen die Entscheidung des Rates die Pavillons zu räumen. Der Fachausschuss sprach sich hingegen für eine Fristverlängerung aus. Wieder waren es FDP und Grüne die dem JZ beistanden. Nicht zuletzt um Zeit zu gewinnen, wurden kurz darauf die Pavillons als besetzt erklärt. Zeitgleich mit Eingang der Räumungsklage fand der Förderverein »Initiativkreis Jugendkultur e. V.«, bestehend aus Eltern und Unterstützer:innen, ein anderes Gebäude – die Detmolder Straße 102.

Das seit langem leerstehende Gebäude, an dem bereits der Zahn der Zeit nagte, wurde vom Bundesvermögensamt –welches sich das Objekt für den Straßenausbau der B 66 bereits gesichert hatte– für fünf Jahre angemietet. Viele Arbeitseinsätze machten es möglich, dass sich bald ein Büro, eine Kneipe, die Veranstaltungshalle und Werkstätten inkl. Druckerei in dem alten Haus befanden. Der für mindestens 20 Jahre verschobenen Ausbau der B 66 gab eine gewisse Planungssicherheit, wenn auch unter Protest einiger Anwohner:innen. Die über 100-jährige Geschichte des Hauses und die mittlerweile 20 Jahre Arbeit des JZ´s konnten weitergeführt werden. Nun in kompletter Selbstverwaltung und eine lange Zeit ohne jegliche Zuschüsse – »in einer Gesellschaft, in der die Konsumhaltung Jugendlicher enorm hoch geworden ist.«

Unterdessen war in der Stadt, nach dem eiligen Abriss der Pavillons, nach zwei Jahren immer noch nicht der geplante Neubau vom Supermarkt zu sehen. Die umfangreichen Renovierungen zogen sich hin – ohne Feuerschutzdecke waren zum Beispiel keine öffentlichen Veranstaltungen möglich, welche die rund 20 Jugendlichen organisieren konnten. Ein Teufelskreis, oder wie es eine Tageszeitung betitelte »Ohne Fete, keine Knete«. Nach 3-4 Jahren waren alle Auflagen erfüllt. Das alte Haus mit seinem bunten Besucher:innenkreis löste jedoch Unbehagen in der Bevölkerung aus. Begriffe wie »Chaoten« häuften sich. Doch waren letztendlich die Jugendlichen, die das Jugend- und Kulturzentrum unter erschwerten Bedingungen aufbauten. Eine Rechnergruppe vernetzte das JZO und gestaltete bereits früh eine eigene Homepage. Zudem entstand ein Internetcafé, alles unter dem Einsatz freier Software.

2001 – 2006

In seinem 25-jährigen Bestehen erkannte die Jugendförderung des Kreis Lippe das JZO wieder als Träger der offenen Jugendarbeit an.

Das 25-jährige Jubiläum wurde mit einer Veranstaltungsreihe gefeiert (u. a. spielten »Turbostaat«) und erstmals wurde der Mietvertrag verlängert. Es kam zu Angriffen rechter Gruppen auf das Haus und zu Einbrüchen mit Diebstahl und Vandalismus. Man organisierte sich im ZAZ (Zusammenschluss Autonomer Zentren) und tauschte sich mit anderen selbstverwalteten Zentren aus. Mittlerweile hatte der Verein rund 50.000 DM in das Haus gesteckt und ermöglichte damit viele Veranstaltungen in dem alten Gemäuer, mit teils internationalen Bands und Künstler:innen. Lokalmatadore wie Alice D, Dive oder Krusty Crew sorgten oft für »volles Haus«.

Erstmals war der JZ-Verein im Jahr 2004 wieder auf dem Weihnachtsmarkt in Oerlinghausen vertreten und das wöchentliche Programm wurde ausgebaut. Mit der Erneuerung des Daches investierte der Verein in die Zukunft. Lokale (Handwerks-)Betriebe spendeten ihre Arbeitsleistung und auch Materialien oder leiteten teils Jugendliche an die Arbeiten an. Zur weiteren Planungssicherheit wurde der Mietvertrag vorzeitig verlängert. Das umfangreiche JZO-Archiv wurde anlässlich des anstehenden 30-jährigen Jubiläums aufgebaut.

2006

2006 – 2011

»30 Jahre JZO« wurde mit einer großen Konzertreihe mit Bands und Musiker:innen, »Alt-JZ´ler:innen« und Freunden aus verschiedensten Epochen, und auch mit einem Tag der offenen Tür, gefeiert.

Neben dem Programm mit Konzerten, bei denen teils Bands aus Übersee kamen, wurden nach und nach immer wieder Räume renoviert und für die Nutzung optimiert. Die Lehm- und Stroh-Decken wurden durch gedämmte Decken ersetzt. Gleichzeitig entwickelt sich das JZO als Anlaufpunkt für junge Menschen aus der gesamten Region. Die Bühne wurde von vielen jungen Schülerbands genutzt.

Dabei wird das JZO immer wieder zur Zielscheibe von Neonazis. Etliche Angriffe auf das Haus und Einschüchterungsversuche gegen Jugendliche sorgten für Sachbeschädigungen inkl. volksverhetzender Inhalte und junge Menschen, die sich mit der extremen Rechten auseinandersetzen mussten. Neue Fenster auf die das JZO lange gespart hatte, wurden innerhalb der ersten 12 Stunden zerstört. Ermittlungen von Behörden verliefen im Sande. Es folgten unterschiedlichste Reaktionen aus Politik und Verwaltung. Eine Demonstration in der Stadt sorgte für viel Aufmerksamkeit.

Fahrten wie »Fahrt ins Grüne« oder nach Berlin gehörten zum Programm. Der Außenbereich wurde immer mehr als Garten genutzt und hergerichtet. Es folgten Erweiterungen für genügend Platz für Spiele, Feuerstelle und Gartenhaus. Der angrenzende Bolzplatz wurde ebenfalls angemietet und stand für die Nachbarschaft bereit.

2011 – 2016

Die Veranstaltungsreihe »Erinnern. Gegen das Vergessen.« erinnert an die Zeit der Shoah im Nationalsozialismus, anlässlich einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz.

»35 Jahre JZO« ist Anlass für einen historischen Rundgang auf den Spuren selbstverwalteter Jugendarbeit in der Altstadt. Auch eine offene Cnaipe an der »Jugendstiege« gehört zum Jubiläumsprogramm. Erstmalig wird der »JZO-Film« vorgeführt – mit Filmaufnahmen aus der Hermannstraße, vom Amtsgericht und den Pavillions am Rathaus.

Zu den Veranstaltungen gehören der regelmäßige »FilmAbend« bei dem Spielfilme in der Cnaipe gezeigt werden und auch Poetry Slams.

Das JZO arbeitet zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Institutionen in der »Initiative gegen Neonazis im Bahnhof Ehlenbruch«. Erfolgreich – denn nach einem Jahr verlässt die »Road Crew« ihre Immobilie und verliert einen Treffpunkt unweit vom JZO.

2016 – 2021

Auch in Oerlinghausen versucht die völkisch-nationalistische AfD Fuß zu fassen. Das JZO organisiert Gegenproteste und bringt hierzu Leute auf die Straße.

Im Garten finden regelmäßige Sommerfeste statt. Eine Veranstaltungsreihe zum Thema Seenotrettung mit Vorträgen und Filmen beschäftigt sich mit der Fluchtsituation im Mittelmeer.

Planungen und Überlegungen zur Umstrukturierung und Erweiterung zum KNUP, mit dem Ziel, das Haus für Menschen aller Altersgruppen zu öffnen, es jedoch gleichzeitig als Ort für Kinder und Jugendliche beizubehalten, starteten.

Die Coronapandemie – eine nie dagewesene Situation ermöglicht von jetzt auf gleich nur noch wenige soziale Kontakte. Veranstaltungen sind nicht möglich – dabei sind diese oft
Anlass für Besucher:innen, das JZO kennenzulernen oder sich aktiv im Verein zu beteiligen. Die veranstaltungsfreie Zeit wurde aufgrund von Corona für umfangreiche Renovierungen genutzt. Doch auch diese erwiesen sich durch die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als schwierig.

2021 –

Das Jugend- und Kulturzentrum entwickelt sich zum Soziokulturellen Zentrum. Währenddessen laufen die Renovierungen zur Neugestaltung der Räume weiter.

Ein Gemeinschaftsgarten gehört zu einem der ersten Projekte des Zentrums. Für die Jugendarbeit mit Konzerten, Filmabenden und politischen Veranstaltungen erhält der Verein den Horst-Steinkühler-Preis.